16. Mai 2012

Heilige Krokodile und Pinguine im Etosha

Pünktlich sind die Swakopmunder am Nachmittag des 15. Mai in Kölle am Rhing angekommen, wo sie herzlich von den Brühler Eufonisten empfangen wurden. Kaum waren alle zusammen, wurden gleich zwei Städtchen gesungen, denn es gab Geburtstagskinder: Jesi, der Pianist der Eufonisten, sowie Konny, die Pressebeauftragte des SMGV, wurden beide an diesem besonderen Tag 50 Jahre alt, so dass zwei wunderbare Geburtstagsständchen vor dem Kölner Dom erklangen. 100 Jahre lebendige Musik, ein super Tourneestart!

Eine Domdach-Führung sowie der anschließende Besuch des Kölner Brauhauses konnten als Auftakt unserer Tournee nicht besser sein.
Wer hat schon die seltene Gelegenheit, das Dach des historischen Doms mit seinen engen Wendeltreppen, schmalen Außengängen in luftiger Höhe, Glockenanlagen, museumswürdigen Gerätschaften, Heiligenstatuen und bleigefassten Kirchenfestern aus nächster Nähe zu betrachten! Weit höher als die höchste unseren Dünen, standen wir hoch oben im Kölner Dom mit seiner imposanten Westfassade und schauten auf die Stadt und ihren mächtigen Fluss hinab und nicht einmal die kühle Lust der Eisheiligen samt Regen konnten unser Staunen und unsere Freude trüben.

Doch halt – danach gings dann natürlich los mit wilden Geschichten und lustigen Erlebnissen.
Man munkelt, dass im Flugzeug zwischen Windhoek und Frankfurt die Frage laut wurde, ob das Plastikbesteck sich als Überlebenswerkzeug im deutschen Wald eignen könne, da es ja heutzutage nicht mehr erlaubt ist, gestandene Männer – äh Messer mitzuführen.
Aber das ist natürlich nur ein unbestätigtes Gerücht.
Wahr ist, dass bei der Domdach-Führung der Heilige Georg verdächtigt wurde, statt eines Drachen ein Krokodil besiegt zu haben, was ja im südlichen Afrika keineswegs verwunderlich wäre. Jedenfalls sah der Drache, so war man sicher, einem Krokodil verdächtig ähnlich.

Am Abend hatten wir dann einen Einführungskurs in Kölner Wirtschaftskunde. Der Keller des Früh (ein bekanntes Brauhaus) wurde in Beschlag genommen und bei süffigem Bier und heiteren Gesprächen erfreute sich unser Gaumen bei Halven Hahn, eingelegten Sahneheringen oder gebratener Blutwurst.
 

Der bekannte Brühler Chor „Eufonia“ jedenfalls bestätigt derlei Vermutungen, zumal seine Mitglieder bei ihrem Namibia-Besuch in 2002 etliche Begegnungen der besonderen Art hatten.
So durchfuhren sie Stunden- wenn nicht Tage lang die Etosha-Pfanne („Ich hätte gerne eine Etosha-Pfanne für zwei Personen!“), ohne auch nur einen einzigen Elefanten oder mehr als zwei Zebras zu sichten. Also handelt es sich bestimmt um ein Gericht – äh Gerücht, dass es dort welche gibt.
Etwas enttäuscht, aber dennoch bemüht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, fuhren sie nach Einbruch der Dunkelheit in eine der anderen Lodges, wo sie ein abendliches Konzert geben sollten. Etwas hektisch, da die Genehmigung recht spät erteilt wurde, zog der Chor sich in den Reisebus zurück und darin um, damit vor Ort ein ordentlicher Eindruck gemacht werden könne.

Und was passierte prompt? Sie ahnen es schon! Lassen wir den Geschäftsführer zu Wort kommen: Wir fuhren im Höllentempo, verglichen zu unserem nachmittäglichen Gamedrive, durch die Etosha, und während wir im Bus auf Gängen und Bänken in unsere Fracks und Zylinder schlüpften, liefen draußen plötzlich so viele Tiere vorbei, die sich tagsüber unsichtbar gemacht hatten, dass wir zunächst dachten, wir sind in einem anderen Film. Kaum hebt man den Kopf, um eine Socke zurecht zu ziehen, galoppiert draußen eine Zebra am Fenster vorbei. Während man seine Krawatte bindet, drehen Giraffen im Scheinwerferlicht ihre grazilen Runden. Ein Kudu wirft stolz sein Gehörn in den Nacken und schaut zu uns herüber, als fände er es unglaublich komisch, in der dunklen afrikanischen Nacht ein wirres Wuseln im hell erleuchteten Fahrzeug zu betrachten. Wir haben nur noch darauf gewartet, dass gleich ein Elefant vorbeikommt, auf dem wir wie Pinguine in Frack und Zylinder in die Lodge reiten...

Also, das kann ja heiter werden! Am Mittwoch, dem 16. Mai, ab 19 Uhr in der Brühler Galerie am Schloss findet die Geschichte ihre Fortsetzung ...

                                                                                                                  (Konny von Schmettau)