7. Juni 2012

Auf Pad nach Hause


Was für eine Tour! So viel Spaß hatten wir lange nicht! Wir haben viel gesehen und viel erlebt, eine Menge toller Menschen kennen gelernt und mal wieder eine andere Sicht der Dinge bekommen. Sozusagen mit dem Auge von außen auf unsere kleine, beschauliche Welt mit all ihren Vor- und Nachteilen. Die gibt’s natürlich auch. Aber nicht wirklich viele, würde ich meinen, mit dem Blick von Jerrieland aus.
Alles ist dicht bebaut, wenn man in die großen Städte kommt, wird es niemals dunkel – dafür muss man heutzutage nicht mehr nach New York fliegen in „the city that never sleeps.“ Das geht inzwischen auch in Frankfurt so.
Wenn man sich verläuft, vor allem –  womit wir wieder beim Thema wären – denn da is nix mit nach den Sternen oder dem Mond orientieren, ne ne. Da ist es überall hell und viele Monde, Sterne und Lichter scheinen von allen Häuserwänden auf uns herab. Ganz nüchtern betrachtet, versteht sich. Und wenn man in Frankfurt mal ganz dolle verloren gehen sollte, kann man ja bei Occupy campen, die haben ihre Zelte auch im Schatten unter Bäumen aufgestellt, da fühlen wir uns dann fast wie zu Hause.

Nach und nach kommen wir alle wieder zu Hause im schönen Namibia an, berichten den Daheimgebliebenen, schwärmen von den schönen Tagen in Jerrieland, den unglaublichen Begegnungen, den malerischen Landschaften, den schwungvollen und den leisen Konzerten, den lustigen Busfahrten und den Abenden, an denen wir uns aus der Jugendherberge heraus schlichen – wie zu Jugendzeiten – um ein kühles, deutsches Pils zu genießen, ohne dass unsere Chefin Dörte es mitbekam, die sonst womöglich ein bisschen mit uns geschimpft hätte, wenn unsere Stimmen am folgenden Tag nicht ihre volle Bandbreite hervorgebracht hätten. Aber es lief ja alles prima und die gehobene Stimmung, gekoppelt mit bester Laune, ließ uns allenthalben hellauf jauchzen.

So blicken wir zurück auf die vielen Konzerte, von denen Birkenau zu den Beeindruckendsten gehörte, mit 270 Jahren aktiver Musik! 160 Jahre wurde der Birkenauer Männergesangverein in diesem Jahr, 110 Jahre der Swakopmunder Männergesangverein – stimmgewaltig tönten unzählige Männerstimmen durch den schönen Schlosspark.
Wenn auch die heiteren Seiten am Rande nicht fehlen durften: „So was Blödes, die geben keinen Rotwein mehr heraus, weil der Flaschenöffner kaputt ist!“ – „Na und? Dann nimm doch einen Weißwein!“ In Namibia denkt man eben praktisch, selbst im Jerrieland, die können echt noch was von uns lernen!

Entsprechend verlief auch der Ausklang des späteren Abends – bei Anton, wo denn sonst. Der hatte nämlich noch auf, als wir ankamen, oder sagen wir mal: Er hatte auf uns gewartet, und das fanden wir ganz famos.
Kaum ließen wir uns nieder, da erschienen zwei junge Sänger vom MGV Ochsenburg, die das Birkenauer Konzert sehr genossen und dann recherchiert hatten, wo sich unser Chor eventuell noch austoben würde.

Mit dem Südwesterlied auf den Lippen kamen sie zu Antons Kneipentür hereingeschneit und setzten gleich mit „Wir lassen die Brücke in Swakop“ nach. Na, das war vielleicht eine Überraschung! Und Afrikaans konnten die Jungs auch noch, waren sie doch schon mehrfach in Namibia und Südafrika gewesen und hatten im vergangenen Jahr eine Swakopmunder Museumstour mit Peter erlebt. Da legst di nieder.

„Wo sind eigentlich die Mädels?“, fragt unser Joel angesichts der Männerrunde, und Uli, seinereiner der Busfahrer, fragt ganz unbedarft zurück: „Welche Mädels, die Guten?“ – „Klar!“, erwidert Joel und meint sicher die Hübschen-Guten, worauf Uli gerne Auskunft gibt: „Die findest du morgen früh um Zehn – in der Kirche!“
Ob Joel diese Antwort wirklich glücklich macht? ...

Verwirrung stellte sich hier und da ein, nach den vielen Stadtführungen und Besichtigungen, den vielen Eindrücken und Begegnungen. „Wie hieß noch mal die Stadt, in der wir gestern waren? Weinau oder Weinheim?“ – Die hilfreiche Antwort folgte prompt: „Deutschland!“
Aber die Amis waren auch nicht besser, wurde uns bei einer flüchtigen Begegnung klar. Die hatten nämlich eine Schrebergarten-Kolonie entdeckt und meinten, in Deutschland gäbe es ja eine ganze Menge Squattercamps...

Der Heimflug machte die ersten Rückkehrer glücklich mit einem Erdbeer-Nachtisch, der uns sogleich wieder auf das Thema „glückliche Frücht(chen)“ brachte, und die Ansage der Sicherheitsvorkehrungen verwirrte, da sie gleich zweimal erfolgte. „Wieso erzählen sie das jetzt alles noch mal?“ –„Ach so, die erste war ja auf Englisch...“ – Das kommt davon, wenn man ständig mit den Sprachen jongliert und gar nicht mehr merkt, ob man nun Englisch, Deutsch oder Afrikaans spricht und denkt.
Macht aber nichts, denn jetzt fahren wir endlich wieder auf der richtigen Straßenseite, haben vom Flughafen aus die schöne Pad über den Gamsberg gewählt, wissen, dass wir ohne Vorbestellung in jeder Kneipe unseren Amarula bekommen und freuen uns wie die Schneekönige über den Anblick der roten Dünen unserer Namib und die rauschenden Wellen des Atlantiks in unserem heiß geliebten Swakopmund.

Die letzten Jerrieland-Reisenden werden in der kommenden Woche in Namibia eintrudeln, dann können wir wieder gemeinsam singen, bei Bedarf mit Kissen werfen und nächtliche Ständchen bringen, über die sich die Daheimgebliebenen nur wundern werden, wenn sie unseren Reiseblog nicht kennen. Wenn wir seltsame Kommentare von uns geben, können wir uns auf die Jerrietour berufen und ganz sicher wird dieser schöne Blog nicht ruhen, denn in Swakop geht es heiter weiter!

(Konny von Schmettau)

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