22. Mai 2012

Von Blankenburg nach Weimar und Stadtsteinach


Die Pressefrau verabschiedet sich für drei Tage, während der SMGV nach Weimar fährt. Die muss nämlich mal schnell zu ihrem Charity-Verein nach Bayern. „Auf Wiedersehn, bleib nicht so lange fort“, singen die Jungs und Mädels, in Birkenau treffen wir uns dann wieder.
Die schreiben hier auch fleißig weiter, bis ich wieder dabei bin. 

Wobei ich im Zug nach Stadtsteinach völlig vergessen hatte, dass ich nicht mehr mit dem fröhlichen SMGV unterwegs bin. „Sie sind doch erst in der zweiten Station eingestiegen“, erklärt mir der Schaffner, „da hätten sie ja Geld sparen können.“ – „Macht nichts“, antworte ich ihm, „das ging so besser, weil der Bahnhof in Bad Blankenburg gerade umgebaut wird. Ne, eigentlich nicht der Bahnhof, sondern die Straße dahin. Und das Taxi vielleicht keine Abkürzung kennt, sondern mit der Kirche ums Dorf fährt. Und so. Hat mir der Bernd erklärt.“  –„Was meinen sie denn überhaupt?“, fragt mich der Schaffner. – „Ach, denken sie nicht drüber nach“, erkläre ich ihm, „nehmen Sie mich einfach nicht ernst!“ Tut er dann auch nicht. Kluger Mann.

So, und jetzt erholt euch erstmal net so’n bietjie von mir!

Die Allgemeine Zeitung hat übrigens heute unseren Zwischenbericht veröffentlicht:
http://www.az.com.na/gesellschaft/swakopmunder-mnnergesangsverein-auf-deutschland-tournee.148338.php
                                                                              (Konny von Schmettau)

Ochsenwagen und Einbahnstraßen aufm Ohr-Druf


Hach ja, wenn man doch alles so dicke hätte wie gute Laune! Euros zum Beispiel. Wie viel muss man eigentlich an Bargeld so mit sich rumschleppen? Reichen 600 Euro für 3 Tage? Oh weia, rechne das mal in Nam-Dollar um, das sind satte 6000. Also – reicht. Schluss jetzt. Gehört auch gar nicht hier hin.
Da könnte man ja glatt meinen, wir hätten den Tag mit Amarula-, rula-, rula begonnen. Würden wir natürlich niemals tun. Die Gefahr wäre viel zu groß, dass wir uns in der falschen Reihe finden und der Bass spontan zum Tenor wird. Nene, das geht ja jetzt gar nicht.

Also, am Montag sind wir mit BB zusammen. Nicht mit MM’s, sondern BB’s – Doppel-Bernd sozusagen, einer seines Zeichens der neue Busfahrer und der andere unser alt bewährter Sangesbruder und Thüringer Bernd. Bestgelaunt sitzen B&B (hieß das eigentlich nicht Bead & Breakfast?) vor der Windschutzscheibe und ein Gag folgt dem anderen. Sehr aufschlussreich übrigens, dass unser Busfahrer-Bernd uns versichert, dass, falls Fragen bestünden, er während der Fahrt zumeist vorne im Bus zu finden sei. Das hat doch irgendwie etwas Beruhigendes.
Dass er aus der Gegend stammt, wird durch seine Witze klar. „Fragt der Kuhfladen den Trabbi: Was büsnd du? Ich bin ein Auto. Also wirklich, sagt der Kuhfladen, wenn du ein Auto bist, bin ich ne Pizza.“ DDR-Humor eben. Mal was anderes.

Während wir an einer Gruppe von Straußen vorbeifahren – Häh? Waren das jetzt wirklich Strauße, mitten auf einer grünen Wiese? – wasses nich alles jibt in Thüringen ... Also, wo waren wir stehen geblieben? Bei den Straußen. Ne, eigentlich bei B&B, die sich gegenseitig mit Sprüchen übertreffen. Da steigt jetzt nämlich auch noch Stefan ein, unser Tourguide für die Skischanzen, Bob- und Eislaufbahnen und was Oberhof sonst noch so zu bieten hat. Man meint, die Dreie hätten irgend eine Competition laufen, Sprüche betreffend. Wir lernen zum Beispiel, dass hier vor Hundert Jahren oder so die Einbahnstraße erfunden wurde. Der Rennsteig, der über den Thüringer Wald führt, war so eng, dass immer nur ein Ochsenwagengespann dort entlang fahren konnte. So durfte man morgens nur rauf- und nachmittags nur runter fahren. Das hätten wir im Swakop-Rivier mal einführen sollen, na, da hätten wir was zu hören bekommen! Ist ja kein Wunder, dass man da ganz wusselig wird, wenn es Orte wie „Ohr-Druf“ gibt. Da hatte bestimmt die Stasi immer ihr Ohr druf. Wolln wer mal hoffen, dass hier keiner mithört ...

Also, Stefan erklärt uns, dass Oberhof der Nabel der Welt, ne, des Thüringer Waldes ist, auf jeden Einheimischen kommen zwei Gäste. Und das täglich. Wär uns zu voll hier, wir gehen dann doch lieber wieder in unsere Wüste. Obwohl – das Dorf mit Stadtrechten hat mehr Kneipen als Einwohner, das hat ja auch was. Immerhin liegt es im Mittelgebirge in Mitteldeutschland. Ganz schön mittelmäßig, denken wir da so still vor uns hin. Würden wir natürlich niemals aussprechen. Wir doch nicht.

Und weil B&B&A uns so schön aufgeheitert haben, geht das abends in Bad Blankenburg gleich so weiter mit den Sprüchen. Erstmal sind wir sehr beeindruckt von der Landessportschule Thüringen in Bad Blankenburg mit den schicken Zimmern und TV. Das aber nur angeht, wenn man die Schlüsselkarte, also die Karte, die die Zimmer aufschließt, innen wieder reinsteckt, sonst ist da nämlich nix mit Strom. Da muss ein gestandener  Südwester, äh Namibier erst mal drauf kommen, ne.
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, beim Abendessen. Im Championsclub.  Dürfen wir jetzt „We are the champions“ in unser Repertoire aufnehmen? Ne, lieber nicht, das haben wir nicht geprobt.
Die Herren der Schöpfung verteilen mit übergroßer Freude unsere Reisebroschüren und sicherlich wird das Konzert am Mittwochabend voll werden. Mit Damen vorwiegend. Weil wir ja beim Abendessen noch schnell ein Plakat entwerfen, das wir am nächsten Tag überall aufhängen werden. Und eine Bildschirmpräsentation, die bauen die Pressefritzen unseres Vereins auch noch so schnell nebenbei. Für die Landessportschule Thüringen in Bad Blankenburg. Also eher für deren Rezeption. Oder eigentlich doch für die Gäste dort. Also wirklich, Sie wissen ja wohl, was wir meinen, ne.

Heinz Erhard fällt uns spontan ins Wort – ne, ein, als wir Joel die deutsche Speisekarte erklären, der da sagte (Heinz Erhard, versteht sich, nicht Joel): „Vom alten Fritz weiß man zwar viel, doch leider viel zu wenig. So ist es dann auch kaum bekannt, dass er die Bratkartoffel erfand. Drum heißen sie, das ist kein Witz, Pommes Fritz.“
Unser Sangesbruder Fritz Wagner hätte die bestimmt gerne bestellt, aber der hat uns ja morgens bereits verlassen, weil er viel Wichtigeres zu tun hat, als unsere Tournee zu begleiten. Muss halt Joel die Pommes Fritz essen. Tat er auch. Lekker warn se.

Es gibt so manches in Jerrieland, dessen Bedeutung und Sinn sich uns nicht so wirklich erschließen. Nehmen wir mal Bier. Wenn es in der Flasche kommt, gibt’s Pfand. Wenn es im Glas kommt, gibt’s kein Pfand. Die Kellnerin will auch gar nicht verstehen, dass wir das Glas ohne Pfandrückgabe nicht so gerne wieder hergeben. Nachdem man uns doch erklärt hat, dass es auf alles aus Glas Pfand gibt. Die können sich echt nicht entscheiden, die Jerries.
Dafür werfen sie schon wieder mit Porzellan um sich. Kaum waren wir angekommen, warf uns die Kellnerin ein Tablett mit Gläsern vor die Füße. War das nicht eigentlich ein russischer Brauch? Aber woher wollen die mitten in Thüringen so spontan wissen, wo Namibia liegt. Sicher wollen sie uns einen Gefallen tun. Also, auch heute bringen Scherben wieder Glück. Sollten wir bei uns in Swakop auch mal einführen.

So lassen wir den Abend heiter und gemütlich ausklingen, werfen uns Sprüche um die Ohren,  kommen aus dem Kichern nicht raus und stellen unter anderem fest, dass unser Geiger Analphabet ist – der kann echt nur Noten lesen. Großzügig bekommt man zu später Stunde angeboten: Willst du nen Lift mit meinem Lift? Und nimmt statt der Handtasche ein Glas mit aufs Zimmer.
Aber jetzt werden wir albern. Das lassen wir mal lieber bis morgen. In alter Frische!

(Konny von Schmettau)

Von Northeim nach Blankenburg...

hier die ersten Bilder in von der Fahrt von Northeim nach Bankenburg:
Die nächste Station

Der Brockenaufstieg

Vier hoch, motivierte Swakopmunder, sehr gut eingestimmt und süchtig nach einem Waldspaziergang, packten kurzerhand ihre Siebensachen und folgten dem idyllischen Pfad entlang der Ilse, den Heinrich Heine nicht besser hätte beschreiben können. Hier trifft sich Maus und Fuchs zu einem Stelldichein, es kreuzen Hänsel, Gretel und der Wolf des Weges. Einige Schluck kühles Isewasser munterte die Jungs aus bis die Mittelhöhe erreicht wurde. Als dann ging es steil bergauf, Mountainbiker überholten uns, ein drahtiger Jogger flitzte vorbei (den wir übrigens wiedertrafen als wir fast dreiviertel oben waren, selbiger war jedoch schon auf seiner eigenen Abfahrt).
Dann trennte sich die Gruppe. Rüdiger verschwand hinter einem Waldstück. Er wollte oben als erster Freunde aus Berlin und Leipzig treffen. Bei unserer zurück gebliebenen Wandergruppe wedelte uns Jochen's umgebundene Jacke im Wind. Gerd und ich stiegen still und einsam die kommenden, vom Militär gelegten Betonplatten hinauf. Sie sahen aus, als wären diese schon in den dreißiger Jahren gelegt worden.
Plötzlich ertönte ein fremdes Tuten und Blasen: Die Brocken-bahn passierte unseren Weg und der Gipfel, bestückt mit einem Fernsehturm, einem Wetteramt und anderen hohen Gebäuden erstrahlte aus den schattigen Baumwipfeln in hellem Sonnenschein. Oben angekommen überschattete das Antreffen des Zuges unsere Schmerzen in den Waden. Wir hatten es geschafft. Wir haben denn Aufstieg in nur 165 Minuten geschafft!!
(Herbert Schier)