Man hats nicht leicht, aber leicht hats einen, wurde uns in
Duderstadt klar, als wir die Erklärung erhielten, warum die denn so heißt, die
Stadt. Zwei Gründer hätten sich gestritten, wie die Stadt zu benennen sei,
munkelt man, und sich gegenseitig zugeworfen: Gibt du-der-stadt einen Namen. Wie
gut, dass die beiden sich nicht Gesiezt haben ...
Jackie hat Amarula besorgt! Ach, das gehört ja hier gar
nicht an, wir müssen erstmal den Tag von Vorne aufrollen.
Aaaalso. Jetzt geht’s los. Ne, stimmt gar nicht, gestern
ging das so los, heute ist ja morgen schon gestern.
Der Samstag also, im schönen Duderstadt mit seiner
mittelalterlichen Altstadt, die uns völlig vom Hocker riss. Selbst die
regelmäßig nach Deutschland reisenden Küstenbewohner haben selten eine
noch so gut erhaltene Stadt erlebt, in der Gebäude aus dem 14. Jahrhundert stehen, als
seien sie gestern erst erbaut worden. „Die Schaffenskraft und Gläubigkeit der
Bürger“, erklärte unser Stadtführer, spiegelt sich in handgeschnitzten
Sinnsprüchen wider, die das schöne Fachwerk schmücken. Ein kleine Kostprobe:
„Allein ins Leben gehst du. Allein im Grabe ruhst du. Allein vorm Richter
stehst du. Sag: Was beginnst du.“, steht auf einem der historischen Gebäude
gegenüber der Cyriakus-Kirche und lässt uns nachdenklich weiterziehen.
Die GNA (German-Namibian Association) unter Vorsitz von
Thomas Ehbrecht hatte uns eingeladen und gab uns Ortsheimatpfleger Herbert
Pfeiffer mit auf den Weg durch die beeindruckende Altstadt, der uns tiefe Einblicke
in die Geschichte vermittelte. Die Du-der-städter Leoparden zum Beispiel geben
den Bürgern viel zu denken, denn offiziell handelt es sich um die gefleckten
Katzen, auf dem Wappen jedoch sind eindeutig zwei Löwen zu sehen. Haben wir
natürlich sofort erkannt. Vielleicht, so überlegen wir, hatte der damalige
Zeichner einfach noch nie einen waschechten Leoparden gesehen und ihm daher ein
Löwenfell verpasst. Oder so. Irgendwie muss das ja zusammenhängen. Aber das
lassen wir dann doch lieber die Du-der-städter diskutieren, sonst schicken die
uns am Ende noch in die Wüste. Wobei das ja gar nicht so schlecht wäre – mmh,
in zehn Tagen schicken wir uns von ganz alleine wieder da hin. Aber bis dahin müsst ihr
uns noch aushalten in good old Jerrieland.
Ach so, ja, Du-der-stadt (irgwendwie lässt uns das ja nicht
los mit dem geben-sie-der-stadt-einen-namen). Und das schöne Eichsfeld, wie die
wunderschöne Gegend hier heißt. Der Name könne von der früheren Vielzahl an
Eichen stammen, wurde uns erklärt, aber möglicher Weise auch von Eichen, dem
mittelalterlichen Synonym für Wiegen. Spannend betrachten wir die
Straßenschilder (alle mit deutschem Namen, fiel uns auch sofort auf) und Plakate.
Wir erfahren, dass ein Zirkus in die Stadt kommt, wir das Oldtimer-Treffen um
wenige Tage verpasst haben, aber rechtzeitig zum Currywurst-Festival hier sein
könnten. Naja, ob man da wirklich was verpasst? Mehr als ein, zwei Currywürste
kann man ja kaum auf einmal schaffen, und ob das dann ein ganzes Festival wird?
Das Gasthaus Kellner lenkt uns glücklicher Weise von derlei
Gedanken ab, denn die Sparkasse Du-der-stadt hat uns zu einer echten
Eichsfelder Schlachtplatte eingeladen! Lekkkker, da hört das Gehirn sofort auf
zu rattern, denn natürlich war das mehr eine EINE Platte und nach dem Mahl
waren wir mehr als gesättigt. Was macht man denn nun mit den Resten? Die packt
man ein, stockt sie auf, erweitert sie um Brot und Cooldrinks, Besteck und
Teller – und packt sie in den Reisebus für die morgige (also heutige)
Wandertour auf den Brocken. Ein großer Dank an dieser Stelle an die Sparkasse
Du-der-stadt – die uns zudem einen Tasche voller roter Schirme spendete, die
Herr Wüstefeld unserem Rüdiger überreichte und damit klar macht, dass wir gut
beschirmt sind im schönen Eichsfeld!
An grünen Feldern und bunten Blumenwiesen vorbei fuhren wir
zum Forsthaus Hübental, wo uns nicht nur die GNA, sondern auch der MGV
Westerode herzlich empfing. Mit Gesang und bester Stimmung verflog der sonnige
Nachmittag bei afrikanischen Temperaturen wie im Fluge bis hin zum gemeinsamen
Abschiedslied der beiden Chöre „Aus der Traube in die Tonne“. Komisch,
Trinklieder sind doch immer international, ne, die kennt einfach jeder.
Ein bisschen müde, aber rundum glücklich, traten wie die
Heimfahrt nach Northeim an und stellten dabei so manche Überlegung in den Raum,
äh Bus, über die Unterschiede unserer Länder, warum eigentlich ein gutes
Fahrrad mehr kostet als ein gebrauchtes Auto und ob der Vogel, der da gerade in
den Wald hinein schallte – ne, flog – ein Tokko war? Nein, das geht ja jetzt gar
nicht, der müsste sich extrem verflogen haben.
„Check die Wand von Wald!“, ruft ein Sangesbruder voller
Begeisterung und fügt sinnig hinzu: „Wer jetzt noch sagt, Deutschland ist kak,
der muss sein Kopp lesen lassen!“
Finden wir auch. Das war sozusagen das Wort zum Sonntag ...
Ach ja, Jackie hatte Amarula eingekauft, also mussten wir
aus reiner Solidarität noch mal zu ihr ins Bierpub. Natürlich nur wegen des
Fußballs. Bayern gegen Chelsea wurde geboten, unser Joel traute sich nicht, ganz
so laut zu jubeln, stand er doch den Bayern-Fans (geschlossen) gegenüber. „Ein
schöner Ball!“ ruft einer aus, den Blick aufs TV gerichtet, und ein anderer
fragt spontan: „Wieso? Der sieht doch genauso aus wie die andern Bälle!“ Worauf
ein Dritter sinniert, ob der Fuß- nun ein weißer Ball mit schwarzen Streifen-
äh Punkten sei oder ein schwarzer Ball mit weißen Punkten? Aber bei dem
UEFA-Design kann man sich ja eh auf nichts mehr verlassen, jeder Ball sieht
anders aus, kein Wunder, dass die so wenig Tore schießen. Wird man ja ganz wirr
im Kopf bei sowas. Und überhaupt sind wir dafür, dass die Bälle doch besser mit
Zebrastreifen designed werden sollten, da wüsste man dann wenigstens, dass man
vor dem Gegentor nicht stoppen muss.
(Konny von Schmettau)
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