27. Mai 2012

Marktplatz-Gesänge und glückliche Früchte

Sodele, endlich haben wir wieder Inder-Net und können euch weiter unterhalten. Viel Spaß bei unserer heutigen JT-Lektüre zum 25. Mai 2012!

Mensch, was herrscht bei uns für ein Kommen und Gehen in den letzten Tagen unserer Tournee. Jeder muss noch schnell irgendwohin zu irgendwem – und zwar endelela.
Kaum ist die Presse wieder an Bord, verlässt einer nach dem anderen das sinkende – ne singende Schiff. Aber die kommen alle wieder, keine Panik auf der Titanic!

Begeisterung und wie immer beste Stimmung herrschte auf Pad von Blankenburg nach Birkenau, wo wir in Karlstadt am Main Stopp machten. Hier nämlich herrscht die Weltfirma Schwenk Betonwerke, die auch in Namibia eine Auslands-Dependance hat, und zwar das Zementwerk Ohorongo im Norden, wo auf 35 Hektar produziert und geplanten 350 Hektar abgebaut wird. Elf Kilometer Accessraoad haben sie dafür gebaut, um unseren Busch urbar zu machen. Ne, warte, stimmt ja gar nicht, den Busch nämlich entbuschen sie, um daraus Brennstoff zu gewinnen, von dem sie 100.000 Tonnen im Jahr benötigen. Die Rohstoffe reichen für gut 100-200 Jahre, berichtet man uns bei Weißwurst mit Weißbier,  Brezeln und süßem Senf, und wir sind alle ganz Ohr. Außer beim Kauen. Weiß ja jeder, dass Kauen und Zuhören bei etwa der Hälfte der Menschheit nicht gleichzeitig funktionieren, ne.
Der Herr Schneider mit seiner Gattin lud persönlich ein und begleitete uns auch zum Marktplatz, wo wir mit afrikanischen Weisen das Volk begeisterten und sogar einem jungen Ehepaar singend Glück wünschen durften.
Und als unsere Jungs mit dem Tanzen anfingen, rief ein Karlstädter seiner Frau begeistert zu: „Das ist mal was anderes als unsere Gesangvereine hier! Da steckt ne Menge Energie drin!“ Finden wir auch.
Bloß, wenn der wüsste, wie hart wir diese Energie erkämpfen! Trotz Grippe, Halsschmerzen, müden Beinen von 1001 Stadtbesichtigungen und vollen Bäuchen von 1001 Brat-, Weiß-, Thüringer-, Nürnberger- und was-weiß-ich-noch für Würsten tut das Tanzen auch Not, um durch- und unsere Augen offen zu halten.

Um uns weiterzubilden, mussten wir – zwischen Staunen, Freuen und Wundern, als wir das mächtige Main-Rivier durchs Busfenster bewunderten – dann auf Pad nach Birkenau erst mal die einschlägigen Zeitungen lesen, die hier in den Kiosken rumliegen und stehen. Schließlich muss man(n) ja wissen, was die deutsche Frau so beschäftigt. Victoria von Schweden hat gerade ihre kleine Tochter taufen lassen („Ach, ich wusste gar nicht, dass die ein Kind hat! Und mit wem ist sie verheiratet?“), ein bekannter Schauspieler hat einer Frau das Leben gerettet und rote Früchte, sagt die Yellow Press, machen glücklich und sexy auch noch. Kein Wunder, dass bei der Erdbeerbowle in Bad Blankenburg so eine ausgelassene Stimmung herrschte. Zum Glück waren da keine Orangen drin, die hätten ja die falsche Farbe gehabt. Lesen bildet, sach ich doch immer.

„Wenn ich das Gewicht meines Gehirnes als Maßstab nehme und das in Hackfleisch umrechne“, schreibt eine deutsche Regenbogen-Zeitschrift, „dann könnte ich aus dieser Masse 5-6 Frikadellen herstellen. Oder Bolognese für 4-5 Personen.“ Is ja eklich. Muss man das wirklich wissen? Beziehungsweise WILL man das überhaupt wissen?
Das Thema beschäftigt uns noch eine ganze Weile, und kaum hat jemand was Ulkiges gesagt, wird in Frage gestellt, ob er noch alle Frikadellen an der Waffel, äh im Gehirnskastel hat. Bei manchen wird gemunkelt, dass es sich doch wohl eher um Bolognese handelt.
Unwillkürlich stellt sich uns die Frage, was man eigentlich mit einer „Textilen Waschstraße“ macht, an der wir vorbeifahren. „Na klar, da kann man mit Lappies um sich werfen!“, brüllt jemand durch den Bus. Ah-ja. Da sind wohl eindeutig nur noch drei Frikadellen vorhanden.

Bei unserer Rundfahrt durch Christians Heimatstadt Weinheim stellen wir dann fest, dass er wohl ne ganze Weile nicht hier war, denn den Platz, den wir suchen, finden wir nicht mal so auf Anhieb. Dafür erfahren wir, dass auch hier eine Autoshow geboten wird, wie viel ein Oldtimer in Jerrieland kostet (dafür muss eine Südwester Omma ganz schön lange stricken!) und dass es hier drei Postämter gibt. Naja, eigentlich nur eins, aber das haben wir dreimal umrundet. Zählt doch als drei Postämter, oder? Herbert wurde jedenfalls ganz nervös, als das Postamt zum dritten Mal vorbei kam, denn aussteigen durfte er immer noch nicht, obwohl er seit drei Tagen deutschlandweit ein Postamt sucht. Wenn er dann morgen hin will, wird er es aber sicher nicht wieder finden, das macht Murphy immer gerne so.

Anyway, endlich war alles gefunden und unser Ulli, der neue Busfahrer, begeisterte die gesamte Truppe durch seine brillanten Fahrkünste. Das Jugendhaus in Birkenau nämlich liegt idyllisch in einer engen, winzigen Dorfstraße, in die die meisten von uns nicht mal hätten einparken, geschweige denn reinfahren hätten wollen. Bernd aber, der fuhr millimetergenau um die Kurve, und ungeachtet unserer „Stopp“- „Weia“-,  und „Ooooh“-Rufe schaffte er das ganz alleine, ohne Schrammen, alle Achtung!

Und da standen sie dann auch schon auf dem Hof, unsere Birkenauer, die uns vor zwei Jahren in Swakop besucht hatten und mächtig happy waren, uns wiederzusehen. Offiziell, aber unkonventionell wurden wir mit herzlichen Drükkies begrüßt und nach dem Einsingen am Abend gab es im Vereinsclub so manche Runde kühlen Hopfenblütentranks. Trunken vor Vorfreude auf das große Fest des folgenden Abends fuhren wir gen Jugendhaus, mussten aber auf Pad noch schnell mal in der Dorfkneipe vorbeischauen, die noch auf hatte und wo Anton uns mit weiteren Hopfenblütentränken in noch bessere Stimmung versetzte.
Der Magier von Nieder-Liebersbach zeigte uns, dass stille Wasser bzw. Dörfer nicht zu unterschätzen sind, indem er einen Korken aus der offenen Hand in die geschlossene Flasche zauberte und brachte uns damit zur Quintessenz: Jackie durch Anton ersetzt. Setzen, Fünf. Aber des passt scho, wie ma hier so sacht.

(Konny von Schmettau)


1 Kommentar:

  1. Cool, jetzt konnte ich mit meinen 5-6 Frikadellen im Gehirn doch noch die Fotos checken - und natürlich die Berichte lesen.
    Viel Spaß noch.
    Edith!

    AntwortenLöschen